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Heimatwerkstatt Lipperreihe: die schönste Schnittstelle zwischen Kreativität und Kommunikation. – Teil 3 –

Was verbirgt sich alles hinter dem Namen „Lipperreihe“?

Die lippische Reihe, das waren ursprünglich einige Höfe, die entlang des Dalbker Baches lagen und 1715 schon mit neun Hofstätten in einer Amtskarte, als die Lippische Reihe, verzeichnet wurden. 1721 kam der Pollmannskrug hinzu. Wie aufgereiht lagen die Höfe am Dalbker Bach und verhalfen dem späteren Ort zu seinem Namen Lipperreihe.

Über Jahrhunderte bildete der Menkhauser Bach die Grenze zwischen den Grafschaften Lippe und Ravensberg. Zur Grenzsicherung wurden Siedlungswilligein die karge Senne angelockt. Dazu wurder der Dalbker Bach künstlich angelegt als Abzweigung vom Menkhauser Bach (Bifurkation am Senner Hellweg). Er diente zum Flößen (Bewässern und Düngen) der Wiesen an den Höfen. Dies konnte noch in den 1960-iger Jahren am Pollmannskrug beobachtet werden. Ein winziger Rest solch einer Flößwiese ist noch direkt neben den LiLi-Markt zu sehen. 1841 wurden diese Höfe der Lippischen Reihe, Gut Menkhausen, Dalbke, Bokelfenn und Wistinghauser Senne zur Gemeinde „Senne“ zusammengefasst. https://de.wikipedia.org/wiki/Wiesenbew%C3%A4sserung

Um den Kindern den weiten Weg nach Oerlinghausen zu ersparen, beschloss die Gemeinde 1889, eine eigene Schule zu bauen. Erst 1927 erhielt die Gemeinde Senne den Namen Lipperreihe mit ungefähr 450 Einwohnern.

Um 1867 wurde bereits die Dalbker Schützengesellschaft gegründet, die damals noch zur Gemeinde Lipperreihe gehörte. 1927 wurde der Friedhof gebaut und es entwickelte sich 1954 der Gesangsverein, den es heute nicht mehr gibt. Dazu kam ebenso in 1954 der TuS Lipperreihe, der vom Pollmannskrug das Gelände für die Sportanlage und die Tennisplätze erhielt und 1961 wurde dann die eigene Kirche gebaut.

Lipperreihe erstreckte sich bis zum Gut Menkhausen und der heutigen Rathausstraße, umfasste diverse Fabriken (Papierfabrik, Hanning, Bitexa, Endres) und war somit weit größer als das damalige Oerlinghausen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg, mit dem Zuzug der Kriegsflüchtlinge, vergrößerte sich die Einwohnerzahl beträchtlich. Die Eingemeindung von Lipperreihe in die Stadt Oerlinghausen erfolgte zwangsweise 1969 mit ca. 1900 Einwohnern. Heute leben ca. 3000 Einwohner mit Erst- und Zweitwohnsitz (Wochenendhäuser) in Lipperreihe…

In der Heimatwerkstatt setzen wir uns mit der Geschichte von Lipperreihe anhand von vielen Geschichtsquellen und Zeitzeugengesprächen auseinander. Immer wieder wird entdeckt, dass die eigene Ortsgeschichte weder verstaubt noch langweilig ist, sondern bereits durch die bloße Betrachtung von einigen Jahreszahlen unserer Gemeindeentwicklung – interessante Fragestellungen und Anreize zur Recherchearbeit auslösen.

Der größte Anreiz ist die Neugierdas ist der Hunger nach Wissen, gepaart mit der Bereitschaft, sich überraschen zu lassen, zu staunen, sich auf Neues einzulassen und Lipperreihe überhaupt erst einmal kennenzulernen.

Hier arbeitet jeder, ob jung oder alt, der Spaß und Interesse daran hat die Lipperreiher Geschichte sichtbar zu machen. Dadurch gestalten wir in Lipperreihe gemeinsam einem geschichtlichen Zeitstrahl, der auf die Bürgerplattform Lipperreihe.info, mittels der verschiedenen Quellenarten von Sach-, Text-, Bild- und mündlichen Quellen der Zeitzeugen, veröffentlicht wird.  

Im letzten gemeinschaftlichen Treffen, waren Wilfried Kohlmeyer und Horst Biere als Experten eingeladen, um von der Ursprungsgeschichte Lipperreihe zu erzählen. Die Berichte gingen bis in die Eiszeit zurück. Woher kommt der viele Sand? Die Gletscher der vorletzten Eiszeit (vor ca. 300.000 Jahren) kamen von Norden nur bis zum Teutoburger Wald ran. Aber ein Gletscher war zeitgleich über den Bereich der Ems von Westen her bis in unsere Gegend vorgedrungen. Da der bis in Tiefen von 200m reichenden Dauerfrostboden, das einsetzende Schneeschmelzwasser im Frühjahr nicht im Boden versickern ließ, floss es schwallartig und mit großer Kraft ab und spülte den Sand durch die Quertäler der heutigen Senne. Er hat Grund- und Endmoränen als Ton und lehmiges Geschiebe hinterlassen.

Die End- und Seitenmoränen, die die Gesamtheit des von einem Gletscher transportierten Materials umfassten, bestanden dabei vor allem aus Ton und Sand, die durch das Eis mitgeführt und abgelagert wurden. Diese gucken an einigen Stellen aus dem Sand heraus und heißen Drumlins. Man erkennt sie an Äckern mit deutlich gewölbter Oberfläche. Sie waren die wenigen Stellen, an denen sich Ackerbau überhaupt lohnte und deren Längsachse die Eisbewegungsrichtung des Gletschers darstellt und heute noch in vielen Bereichen von Lipperreihe  (Dalkbe, Bokelfenn) zu finden sind. Der offen liegende Sand wurde in der Zeit nach dem Abschmelzen und in der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren vom Wind zum Teil zu Dünen aufgehäuft. Im Archiv konnte recherchiert werden, dass es ein Dorfbeschluss gab, die Dünen in Lipperreihe abzubauen, damit die damaligen Bauern ihre Felder besser bearbeiten konnten.

Die reichen Höfe Wistinghausen, Menkhausen und Niederbarkhausen nutzten die Senne nur als Hudeland, zur Schafweide und zur Holzgewinnung. Der ursprüngliche Wald aus Eichen, Birken und Kiefern degenerierte zu baumloser Heide. Früher konnte man bis zum Paderborner Dom gucken, weil es auf der Sand- und Heidefläche von Lipperreihe keine Bäume gab. Jahrelang gab es in Lipperreihe keine Ansiedlung auf Grund des trockenen Sand- und Heidelandes. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ae/Ludwig_Menk_Die_Senne_1865.png

Dort wo der Gletscher Ton ablagerte, entwickelte sich später in Lipperreihe die Papierfabrik und auch die Ziegelei, die durch den Abbau der Tonerde profitierten. Das feinere Material wurde über den Berg gepustet und lagerte sich als fruchtbarer Lös in den Längstälern des Teutoburger Waldes ab.

Hier entstanden auch die reichen Höfe Wistinghausen, Menkhausen und Niederbarkhausen die durch die Lösablagerungen der kaltzeitlichen Entwicklungen profitierten. Die nördlichen Ränder vom Teutoburger Wald gaben die Basis dafür, durch den vom Wind getragenen Lös und der Verwitterung, die gewöhnlich zur Verlehmung (Löslehm) führten, fruchtbaren Boden zu erhalten.

https://www.bs-paderborn-senne.de/uploads/media/Senne_eine_Landschaftseinheit.pdf

Vor 1800 gehörte auch die Grafschaft Rietberg noch zu Lippe, was für die Lipper ideal gewesen war, da sie über den geografischen Zipfel von Rietberg ihre alten Besitzungen aufsuchen konnten, ohne durch Preußen zu fahren und Zoll zahlen zu müssen. In Lipperreihe hat der um 1668 gebaute Hof Jakobskrüger die Lizenz erhalten für den Landesherrn ab 1713 die Zollabnahme durchzuführen. Alle fünf Jahre erneuerten sich die Verträge, so dass darauf der Bartholdskrug folgte und für die Zolleinnahmen sorgte. Auf dieser Hauptverbindungsstraße wurden früher hauptsächlich Holzkohle, mit zweirädrigen Karren, die von Eseln gezogen wurden, aus der Umgebung Schlangen nach Brackwede gebracht. In den „Krügen“ konnte man auf dieser langen Strecke übernachten und das Vieh versorgen. Auch der heutige Hellweg hatte früher eine tiefere Bedeutung und wies darauf hin, dass diese Wege genutzt wurden, um Salz zu transportieren (helle Wege).

Wer bis hierhin gelesen hat, den hat die Neugierde bereits gefesselt, mehr von Lipperreihe zu erfahren. Jeden 1. Donnerstag im Monat treffen sich Lipperreiher im AWO-Stratehaus – kommen sie einfach dazu. Ansonsten lesen sie hier noch gerne weiter, um von den Berichten über unsere Lipperreiher Grenzen etwas zu erfahren oder unsere Arbeit evtl. zu berichtigen oder zu vertiefen.

Lipperreiher Grenzen: Menkhausen, der größte Teil des Schützenplatzes und auch die Weberei standen früher auf Lipperreiher Gebiet, was 1930 im Zusammenhang der Grenzbegradigung korrigiert wurde und damit auch die Steuereinnahmen der Weberei nach Oerlinghausen gingen. Die Sektbar des Schützenplatzes steht heute noch auf Lipperreiher Gebiet. Der komplette Tunnel ebenfalls und die Grenze führt sogar bis zum Augustdorfer Dünenfeld (Ölbach) entlang. Helpup und Lipperreihe haben auch eine gemeinsame Grenze, wobei das FKK-Gelände noch in Lipperreihe liegt.

Oerlinghausen war umschlossen von großen Bauernschaften: Wistinghausen, Dalbke, Niederbarkhausen und hatte selbst keine Bauern in diesem Sinne, sondern nur Kleinbauern, Kötter mit etwas Vieh. Der Hof Kindsgrab war ursprünglich ein Kötterhof vom Müller Menkhausen. Bis 1840 war Lipperreihe Teil der damaligen Dorfschaft Oerlinghausen und ab 1841 eigenständige Dorfgemeinde mit Verwaltung.

Während des siebenjährigen Krieges haben die Franzosen in Oerlinghausen ziemlich gewütet und die „Krüge“ wurden geplündert, mussten Handspanndienste leisten und die Felder wurden leer geerntet, ohne sich darum zu scheren ob die Bevölkerung verhungerte.

Weitere Einflüsse in Lipperreihe kamen durch die Familie Tenge, die 1814 das Gut Niederbarkhausen und 1819 das Herrenhaus/Rittergut Dalbke kauften und anschließend die Grafschaft Rietberg übernahmen. Das Gut „Dal-Beke“ (heutiges Dalbke) wurde geschichtlich das erste Mal im Jahr 1587 erwähnt. Dieses Gut lag am Vierländereck, einem geografischen Grenzpunkt von vier selbständigen Ländern: die Grafschaft Ravensberg, die Grafschaft Lippe (seit 1789 Fürstentum), das Bistum Paderborn und die Grafschaft Rietberg. Sie stießen in der nördlichen Senne, im heutigen Ortsteil Dalbke, aneinander, wo sich heute noch einige ganz besondere Grenzsteine befinden. http://www.kreuzstein.eu/html/body_vierlandereck.html

Der Privatsitz der damaligen Fürsten von Kaunitz war das Rittergut Dalbke in Lipperreihe, was später einem Brand zum Opfer fiel und auf dem ehemaligen Kellergewölbe heute ein Mehrfamilienhaus an der Dalbker Straße steht.

Von 1804 – 1835 bestand am Ende der Dalbker Straße, nördlich des heute noch bestehenden Buschkrugs von Dalbke, eine Ziegelei. Jährlich wurde im Februar im Pollmannskrug das sogenannte „Zieglerfest“ veranstaltet. Auf diesen Festen wurde unter Leitung des Zieglermeisters Strate die ersten Schießveranstaltungen durchgeführt. Diese Zieglerfeste sind als die Vorläufer des heutigen Dalbker Schützenvereins anzusehen.

Von 1835 – 1837 entwickelte sich ein anhaltender industrieller Aufschwung durch die Papierfabrik von Friedrich Ludwig Tenge (1793-1865). Aus heimischen Holz und Lumpen, aus ganz Lippe, wurde mit Wasserkraft, am Menkebach, Papier von anerkannter Qualität produziert. Das Unternehmen wurde durch die Nachkommen Dresler sogar als Aktiengesellschaft weitergeführt und war weltbekannt, da sie das reinste Computerpapier erfanden und erfolgreicher waren als die heute noch bestehende Papierfabrik in Oldentrup. Die Papierfabrik übernahm die Veranstaltungen nach Art der Zieglerfeste und feierte mit den Arbeitern und Angestellten Betriebsfeste, die nach und nach zu Dalbker Schützenfesten ausgestaltet wurden. Die Fabrik wurde erst 1937 geschlossen.

Das Ganze sind natürlich nur Auszüge und Sammlungen, von dem was wir in der Heimatwerkstatt alles erfahren oder auch digital am Smart Panel recherchieren. Es wird ein langer Prozess sein, unsere gemeinsame Ortsgeschichte für jedermann sichtbar zu digitalisieren und die vielen Themen auszuarbeiten und im geschichtlichen Zeitstrahl ausführlich darzustellen. Aber wir hoffen, ihre Neugierde für eine Beteiligung geweckt zu haben.

Die Termine, die sich zeitlich in der Winter- und Sommerzeit etwas ändern, werden grundsätzlich auf der Bürgerplattform Lipperreihe.info oder der dazugehörigen Dorffunk-App bekannt gegeben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Besitzungen Friedrich Ludwig Tenges, um 1850

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