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Heimatwerkstatt Lipperreihe, am 06. April ab 15:00 Uhr, im AWO-Stratehaus

Mit der gemeinschaftlichen Arbeit in unserer Heimatwerkstatt, im AWO Stratehaus, wollen wir uns für die Erhaltung und Stärkung der regionalen Vielfalt und Lipperreiher Geschichte einsetzen. Dieses Engagement von – Ideenentwicklung, künstlerisches Sichtbarmachen von Geschichte, sowie Erzählen und Erkunden im Generationenaustausch – stärkt die Gemeinschaft vor Ort in vielfältiger Art und Weise und trägt dazu bei, Werte zu bewahren oder weiterzuentwickeln.

Letztes Jahr haben wir in der Heimatwerkstatt das ganze Jahr an der Sonderausstellung „Das dritte Reich und Wir“ mitgearbeitet und viele Exkursionen ins Archiv, nach Stalag 326, Fotographie-Workshops etc. unternommen. Mit dem Start ins Jahr 2023 haben wir dieses Thema mit einem Besuch der Ausstellung beendet und freuen uns jetzt schon darauf, dass die Ausstellung demnächst in der Kirche Lipperreihe für 2 Wochen veröffentlicht wird.

Im März 2023 fand der Vortrag von Prof. Horst Oberquelle einen hohen Besucherandrang, was das Interesse an der eigenen Heimatgeschichte mehr als bestätigte. Gern füge ich den Artikel aus der Neuen Westfälischen, von Horst Biere, am Ende noch einmal bei. Nun planen wir unser nächstes Projektthema:

  • Vom Grunde her sind beispielsweise unterschiedliche Projekte möglich, die auch mit Fördermittel unterstützt werden können:

–  Vermittlung von Heimatgeschichte an Kinder und Jugendliche in Kooperation mit den Schulen;
–  Erlebbarmachen von Heimatgeschichte über unsere digitale Bürgerplattform oder andere digitale Medien;

–  Aufbau eines Geschichtslehrpfades;

  Neubeschilderung von alten Bauernschaften und Pfaden;

–   Produktion von ErklärVideo zu identitätsstiftendem Gebäuden;

–  Heimaterfahrungen durch Wanderungen und Besichtigungen;
–  Organisation einer Sonderausstellung zu einem aktuellen Thema mit Heimatbezug

Wir würden uns freuen, wenn sie beim neuen Thema dabei sind und Spass daran haben an der Heimatgeschichte mitzuarbeiten oder neue Ideen mitgestalten wollen.

Immer den 1. Donnerstag im Monat ab 15:00 Uhr, im AWO Stratehaus Lipperreihe, Bachstraße 15 a.

Nach den Osterferien, starten wir wieder ab 16:00 Uhr, da es nun wieder lange hell ist und wir die frühe Dunkelheit der Winnterzeit wieder eine Weile hinter uns lassen können.

Morgen, am 06. April ist der 1. Donnerstag im April und wir freuen uns, wenn ihr dabei seid.

Anbei der stattgefundene Vortrag, als Bericht aus der Neuen Westfälischen:

Stadtgeschichte Oerlinghausen Was es mit dem Zipfel in Lippe auf sich hat

Professor Horst Oberquelle stellt in der Lipperreiher Kirche seine Forschungen zum Gut Dalbke und der ehemaligen Papierfabrik im „Vierländereck“ vor.

Horst Biere
26.03.2023 , 12:02 Uhr

Oerlinghausen. Ein lippischer Zipfel? Darunter dürfte man eher ein Backwerk oder ein Kleidungsstück aus unserer Region verstehen. Doch tatsächlich handelt es sich um ein Stückchen Land, das früher ganz im Westen des Fürstentums Lippe existierte. Der Zipfel lag im heutigen Lipperreihe am Menkebach und endete an der Bundesstraße 68 in Dalbke.

„Entlang des Bachlaufs gründeten die früheren Sennebewohner ihre Häuser und Höfe“, sagt Professor Horst Oberquelle, der in der Geschichte seines Heimatortes Lipperreihe geforscht hat. Oberquelle, der heute in Hamburg als emeritierter Professor für Informatik lebt, hielt einen gutbesuchten Vortrag in der Lipperreiher Kirche über das ehemalige Rittergut Dalbke (früher Dalke) und die bedeutende Papierfabrik. Manuela Outiti von der Heimatwerkstatt Lipperreihe hatte Horst Oberquelle zu diesem Abend eingeladen.

Manuela Outiti von der Heimatwerkstatt Lipperreihe hatte Professor Horst Oberquelle in die Lipperreiher Kirche eingeladen. - © Horst Biere
Manuela Outiti von der Heimatwerkstatt Lipperreihe hatte Professor Horst Oberquelle in die Lipperreiher Kirche eingeladen. | © Horst Biere

Die ersten kleinen Hofstätten entlang des Menkebachs vor etwa vier Jahrhunderten bildeten die „Lippische Reihe“. „Für die Sennebewohner hatte das Wasser stets eine große Bedeutung“, erklärte Oberquelle, „am Bach konnten sie ihren Hof aufbauen, wer eine Wiese hatte, konnte dort sein Vieh füttern und hatte ein besseres Auskommen.“

Rund um den lippischen Hof lagen seinerzeit die Landesgrenzen

Der älteste Hof, der gerade noch auf lippischem Gebiet lag, war der Dalkehof. Sein Besitzer Schwartz hatte dort im lippischen Zipfel den Bach gestaut. Den neuangelegten Teich nannte man seither den „Schwartzen Teich“. Rings um den lippischen Hof lagen um 1600 die Landesgrenzen und bildeten ein „Vierländereck“: die Grafschaft Ravensberg und Bielefeld, die Grafschaft Rietberg und Schloß Holte und das Fürstbistum Paderborn und Stukenbrock.

Weitere größere Höfe kamen später in der Lippischen Reihe hinzu, „Kingsgraffs Hof“ (später Kindsgrab) zum Beispiel oder die beiden größeren Krugwirte am Hellweg, der Jakobskrüger und der Bartholdskrüger. Vor allem der Inhaber des Bartholdskrug befasste sich – durch seine günstige Lage an der Grenze zu Preußen – bald intensiv mit einem neuen Geschäftsfeld, dem Schmuggelwesen. Der Pollmannskrug im Mittelpunkt der Lippischen Reihe wurde später zu einem echten Dorfzentrum.

Der Dalkehof im lippischen Zipfel nahm jedoch eine besondere Rolle ein. Wohl weil er zwischen den jeweiligen Grafschaften und Fürstentümern stets eine politische Bedeutung hatte und Lippe dort Flagge zeigen wollte. Sogar eine Ziegelei baute man noch auf dem Hof, der seit 1800 „Gut Dalbke“ genannt wurde. Doch sein letzter Besitzer Müller hatte offenbar schlecht gewirtschaftet und musste 1818 Konkurs anmelden.

Auf dem Gut errichtete Friedrich Ludwig Tenge eine Papierfabrik

Nun aber kam die entscheidende Wende im lippischen Zipfel: Friedrich Ludwig Tenge, der größte Industrielle seiner Zeit, kaufte das Gut Dalbke und errichtete auf dem Gelände im Jahre 1835 eine Papierfabrik. Tenge, der Spross einer Osnabrücker Kaufmannsfamilie, der im Jahre 1814 auch das Gut Niederbarkhausen am Rande Oerlinghausens erworben hatte und dort mit seiner Familie lebte, investierte große Teile seines Vermögens sehr erfolgreich in lukrative Unternehmungen – vor allem in moderne Industriebetriebe.

Der Briefkopf unterstreicht die Bedeutung der Dalbker Papierfabrik als starker Industriebetrieb Ende des 18. Jahrhunderts. - © Repro: Horst Biere / Quelle: Heimatwerkstatt
Der Briefkopf unterstreicht die Bedeutung der Dalbker Papierfabrik als starker Industriebetrieb Ende des 18. Jahrhunderts. | © Repro: Horst Biere / Quelle: Heimatwerkstatt

So baute er auf Niederbarkhausen eine neuzeitliche Essigsiederei und eine Weizenmühle auf. Gleich drei Glasfabriken gründete er in Ostwestfalen, eine davon auf dem Gut Rietberg. Und er legte den Grundstein zur bekannten Holter Eisenhütte, dem ersten Metallunternehmen in Ostwestfalen.

Der Standort für eine Papierfabrik im lippischen Zipfel erwies sich als ideal. Der Menkebach lieferte Tenge das benötigte Wasser, und der lippische Fürst verlangte von ihm nur eine jährliche Abgabe von zehn Reichstalern. Man betrachtete in Detmold die neue Papierfabrik wohl als Glücksfall für Westlippe, denn die Produktion versprach zahlreiche Arbeitsplätze. Viele frühere Hausweber der Lippischen Reihe waren erwerbslos geworden, da maschinengefertigte Websachen den Markt überschwemmten.

Spezielles Verfahren ermöglichte die Herstellung sehr glatten Papieres

Recht bald genoss das Unternehmen einen guten Ruf, denn durch ein spezielles Verfahren gelang es der Firma, ein sehr glattes Papier zu fertigen. Viel Schwung kam in den Betrieb, als der neue Unternehmerspross Max Dresel auf den Plan trat. Dresel war ein Enkel von Friedrich Ludwig Tenge und hatte in der Dalbker Fabrik das Handwerk des Papiermachens von der Pike auf gelernt.

Ab 1870 baute Max Dresel als verantwortlicher Geschäftsführer die Produktion zu einer neuzeitlichen Papierfabrikation um – vor allem durch den Einsatz von Holz. Hierbei führte er als erster in Deutschland das Ätznatronverfahren ein, das es gestattete, auch aus minderwertigen Hölzern und Holzabfall hochwertiges Druckpapier zu erzeugen. Dabei stellte er die Produktion vom reinen Mühlenbetrieb auf Dampfmaschinen- und später auch Wasserturbinennutzung um. Bis zum Ersten Weltkrieg leitete Max Dresel die Dalbker Papierfabrik. Dann, 1916, verkaufte er sie an einen Betreiber aus dem Ruhrgebiet. Doch der wirtschaftliche Niedergang durch den Krieg und die nachfolgende Inflation führte 1923 zum Erliegen des Geschäftsbetriebs.

Eine neue wirtschaftliche Blüte erlebten die Dalbker Fabrikgebäude erst in den 1950er Jahren wieder – als das Unternehmen Bitexa hier seinen Einzug hielt, eine Textilfärberei sowie eine Veredlung von Textilien und Kunststoffen. Bitexa allerdings ist auch längst Geschichte. Heute sind in dem verkleinerten, umgebauten Firmengebäude moderne Büroräume angesiedelt.

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