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Erfolgreiche Auftaktveranstaltung von Hobby-Historikern, der Stadtteile Oerlinghausen, Lipperreihe und Helpup

Im Oktober 2021 überzeugte der Projektträger, Christian Stüber von der Freiwilligen Feuerwehr aus Helpup, dass eine Hinterfragung wichtig ist, „wie ein Unrechtsystem des Nationalsozialismus in Oerlinghausen – bis hin zur Deportation funktionieren konnte“. Bis dahin war es noch nicht klar, dass sich so viele Bürger*innen, daran beteiligen würden und eine erfolgreiche Ausstellung im Bürgerhaus Oerlinghausen organisiert werden konnte.

Da dieses Vorhaben Teil eines bundesweiten Projekts war, wurde es wissenschaftlich von der Universität Gießen begleitet. „Nur wenige Bürger hätten je persönlich die Geschichte des Nationalsozialismus in der eigenen Gemeinde erforscht,“ erklärte der Historiker Clemens Tangerding, der Gießener Hochschule. Darum ist ein Vorhaben, das partizipativ mit den Bürger*innen entwickelt und so erfolgreich umgesetzt wird besonders wichtig.

Ausstellung vom 18.11.2022 04.12.2022 im Bürgerhaus

Von den 10 Kommunen, die an dem bundesweiten Programm teilgenommen haben, war Oerlinghausen die einzige und erste Kommune in Nordrhein-Westfahlen, die eine Ausstellung präsentiert. Vom 18.11.2022 – 04.12.2022 kann die Ausstellung im Bürgerhaus Oerlinghausen besichtigt und aktiv an unterschiedlichen Stellen von jedermann begleitet werden.

Zahlreiche NS-Reliquien

Erst 2010 wurde noch das Schild einer Ausgabestelle – für Ausrüstung und Abzeichen, mit deutlich erkennbaren Einschüssen – bei Bauarbeiten in Oerlinghausen gefunden. Diese ist genauso in der Ausstellung zu finden, wie das Gästebuch des örtlichen Freilichtmuseums, wo sich NS-Größen verewigt haben, oder NS-Mitgliedschaftsabzeichen, Pässe oder Gästebücher vom ehemaligen Schulleiter Hermann Diekmann. Schon sehr früh kristallisierte sich in den Workshops und unterschiedlichen Veranstaltungen heraus, dass mehrere Schwerpunktthemen erforscht werden sollten.

Zwangsarbeiter, Ehrenmal, NS-Alltag in Oerlinghausen, Segelflugplatz und Jüdische Gemeinde

Noch nie war eine Gruppe zum Aufarbeiten der NS-Geschichte so groß wie in Oerlinghausen – mit so viel Material und so großem Interesse – um die wichtigsten Themen von Oerlinghausen in dieser Projektphase aufzuarbeiten. Was aber auch bedeutete, dass in einem anstrengenden Prozess viel ausgefiltert werden musste, um in einem wirklich kurzen Jahr, so eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. Nicht nur aufwendig entworfene Stellwände und unzählige Ausstellungsstücke, sondern auch eine Hörstation von Zeitzeugen oder eine aktive Beteiligungsmöglichkeit zum stark umstrittenen Kriegerdenkmal Oerlinghausen sind realisiert worden.

Netzwerkeffekte aus drei Heimatvereinen

Man sagt zwar immer, ohne Social-Media-Kanäle geht es nicht, aber in Oerlinghausen hat sich wunderbar gezeigt, dass die lokalen, starken Netzwerke von gleich drei Heimatvereinen eine sehr effektive Schlüsselrolle in diesem Prozess innehatten. Der wichtigste Impuls dieser Netzwerke war die gemeinsame Kooperation sowie der Austausch von Geben und Nehmen. Der Lippische Heimatbund Oerlinghausen mit seiner hohen Expertise und einem bestehenden Netzwerk von Zeitzeugen, sorgte zusätzlich mit Horst Biere in der Ausstellung für die Zusammenfassung der historischen Texte auf den Stellwänden. Konrad Soppa vom Lippischen Heimatbund Lage e.V., der seit Jahren an der Oerlinghauser Geschichte des Flughafens arbeitet, stellte seine Expertise sowie Ausstellungsstücke der historischen Fliegergeschichte zur Verfügung, die demnächst in einem Buch veröffentlicht werden. Manuela Outiti von der Heimatwerkstatt Lipperreihe setzte sich dafür ein, dass die Diskursergebnisse aus der Arbeitsgruppe „Das dritte Reich und wir“ aktiv durch Besuche in Archiven und einem zweitägigen Workshop im ehemaligen Zwangsarbeiterlager Stalag 326, in kreativer und künstlerischer Art und Weise umgesetzt wurden. Ebenso informierte sie die lokale Gemeinschaft über eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, um die Ergebnisse auch für am Dialogprozess unbeteiligten Personen vor Ort erlebbar zu machen.

Ein großer Schatz an Materialien

Es ist so viel Material zusammengekommen, dass maximal fünf Prozent davon gezeigt werden können und durch diese Ausstellung sichtbar wird, wie wichtig eine weitere Aufarbeitung ist. Die Oerlinghauser stehen nun vor der Entscheidung, was sie – und wie sie, mit diesem historischen Schatz jetzt machen und umgehen. Ideen für eine weitere Gruppenarbeit oder eine Wanderausstellung in den Schulen, wo die älteren Klassen evtl. generationsübergreifend und mit Zeitzeugen ebenso eingebunden werden können, fanden regen Anklang.

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